Wege öffnen statt Grenzen ziehen: Wie Weiterbildung Zukunft schafft. Im Interview mit Niko Fostiropoulos 

04.12.2025

 

Herr Fostiropoulos, Sie blicken inzwischen auf über dreißig Jahre in der beruflichen Weiterbildung zurück. Welcher Moment war für Sie persönlich so prägend, dass er Ihre Sicht auf Bildung verändert hat?

Es gab mehrere wichtige Stationen, aber eine besonders prägende war mein Einstieg in die Leitung eines Bildungsunternehmens nach meinem Architekturstudium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ich sah, wie viele Menschen mit großem Potenzial lediglich aufgrund ihrer Herkunft, ihres Alters oder ihrer Lebenssituation kaum Chancen hatten. Diese Erfahrung hat meinen Blick auf das Thema Chancengerechtigkeit in der Bildung geschärft. 2005 habe ich dann alfatraining gegründet mit dem Ziel, Bildung für alle, barrierefrei zugänglich zu machen.  


Wenn wir heute auf den Arbeitsmarkt sehen, erleben wir alle den zunehmenden Fachkräftemangel. Wie beurteilen Sie ihn und welche Rolle spielt Weiterbildung dabei?
Der Fachkräftemangel ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Unternehmen rufen nach Spezialistinnen und Spezialisten, aber nicht alle potenziellen Talente haben bisher die Möglichkeit bekommen, sich entsprechend zu qualifizieren. Weiterbildung eröffnet Wege: Menschen können neue Kompetenzen erwerben, sich digital aufstellen und so zum Teil der Lösung werden. Wenn wir die Menschen erreichen, befähigen und motivieren erschließen wir neue Potenziale auf dem Arbeitsmarkt.


Sie haben erwähnt, dass der Zugang zur Weiterbildung ein Schlüssel ist. Welche konkreten Chancen sehen Sie und wo bestehen noch Hürden?
Konkrete Chancen sehe ich darin, dass Weiterbildung den Eintritt oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert; unabhängig von Alter, Herkunft und oder Lebenssituation. Digitalisierung macht es möglich, auch ortsunabhängig zu lernen. Barrierefreiheit heißt für mich: keine Ausgrenzung, sondern echte Inklusion. Das gilt z. B. für Menschen mit Behinderungen, für Eltern oder für Lernende mit Migrationserfahrung. Aber es bleiben noch Hürden: Sprache, digitale Ausstattung, häufig auch Zukunftsängste. Deshalb ist es wichtig, dass Bildungsanbieter, Politik und Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, Unterstützungssysteme zu schaffen, zum Beispiel in Form finanzieller Förderungen. Diese Unterstützung muss heute auch digital gedacht werden, denn Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt und die Weiterbildungslandschaft grundlegend. Wenn KI breit zugänglich ist und Menschen KI-Kompetenz entwickeln können, stärkt das die Chancengleichheit, weil Lernen leichter wird und Sprachbarrieren überbrückt werden können. Entscheidend ist es, Zugang als Teilhabe zu verstehen, denn KI ist ein elementares, modernes Grundwerkzeug. Deshalb müssen wir Menschen mitnehmen und begleiten, damit sie KI souverän, kritisch und für ihre eigenen Ziele nutzen können.


Das Thema „digitale Souveränität“ ist in Ihrem Leitbild verankert. Wie hat sich das digitale Lernen bei alfatraining entwickelt und was bedeutet digitale Souveränität konkret für Lernende?
Bei alfatraining haben wir sehr früh erkannt, dass Unterricht im Klassenraum vor Ort alleine nicht mehr genügt. Wir haben eine eigene Videokommunikations‑Cloud entwickelt, die wir bereits seit 2010 im Unterricht einsetzen. Digitale Souveränität in Bezug auf Bildung heißt für mich: Lernende sollen nicht nur passiv mit Technik umgehen, sondern sie selbstbewusst und barrierefrei nutzen können. 


Blick in die Zukunft: Welche Möglichkeiten sehen Sie für die nächsten zehn Jahre in der beruflichen Weiterbildung und welche Botschaft möchten Sie denjenigen mitgeben, die gerade überlegen, sich weiterzubilden?

Ich sehe drei große Entwicklungen:

1. Flexibilisierung: Lernen wird zunehmend individuell, hybrid, anpassbar an Lebenssituationen.
2. Kompetenzorientierung: Nicht nur Theoriewissen zählt, sondern Fähigkeiten wie digitale Kollaboration, KI-Kompetenz, Problemlösung, lebenslanges Lernen.
3. Inklusion und Diversität: Weiterbildung wird noch stärker zum Motor für Chancengleichheit.

Weiterbildung ist kein Privileg, sondern ein Weg. Wenn Menschen offen sind, Neues zu lernen, dann können sie Schritt für Schritt wachsen. 


Abschließend: Wenn Sie zurückblicken auf Ihre letzten 30 Jahre, was würden Sie dem jungen Niko Fostiropoulos sagen und was motiviert Sie heute noch jeden Tag aufs Neue?
Dem jungen Niko würde ich sagen: „Bleib neugierig, bleib radikal in deiner Überzeugung, dass Bildung für alle ist.“ Und: „Hab keine Angst vor digitalen Umbrüchen; sie bringen Chancen.“

Veränderung ist selten bequem, aber oft genau der Moment, in dem Neues möglich wird. Es können sich ungeahnte Möglichkeiten ergeben, wenn man offen und optimistisch in die Zukunft blickt und zugleich kritisch prüft, was wirklich sinnvoll und nachhaltig ist.

 

Was mich motiviert heute? Menschen zu sehen, die wachsen. Zu erleben, wie jemand, der vielleicht erst gezweifelt hat, plötzlich selber sagt: „Ich kann das.“ Das Engagement der Lernenden, die Bereitschaft, sich neuen Themen, digitalen Werkzeugen, neuen Berufsbildern zu öffnen. Das inspiriert mich jeden Tag.

 

Gesprächspartner: Niko Fostiropoulos

Interviewführung und Redaktion: Pressestelle der Unternehmensgruppe

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